2022 ein Jahr voller Überraschungen

Mein ganz persönlicher Jahresrückblick

Himmel, wie schnell ist das Jahr 2022 vergangen! Saß ich nicht erst noch am Businessplan für meinen Dorfloden? Habe ich nicht erst vor Kurzem sämtliche Zahlen in irgendwelchen obligatorischen Kalkulationen gepresst? Dann war da noch der LEADER Förderantrag, den ich ‚bürokratisch wertvoll‘ bestehen musste. Kurz darauf die Bankzusage und zack – der Laden war auch schon eingeräumt. Die Eröffnung stand auf einmal bevor, um kurz darauf ein Stück zurückzuliegen.

Jetzt – ein gefühlter Wimpernschlag später – ist der ganze Ablauf in eine tägliche Routine übergegangen. Was einst unvorstellbar war, wurde auf einmal realistisch und absolut greifbar. Schritt für Schritt, Tag für Tag wurde aus einer Blödelei voller Ernst, die sich durchaus sehen lassen kann. Unser Dorfloden ist wirklich toll geworden. Jede Mühe, jede schlaflose Nacht, jede ausgerechnete Summe, alles hat sich gelohnt.

Wenn ich zurückblicke bin ich überrascht, was ich alles geschafft habe. Mir wurde nichts geschenkt. Ich habe jeden Tag hart dafür gearbeitet. Ich habe mein Umfeld genötigt, sich meine Überlegungen und Pläne anzuhören. Solange, bis diese auf Durchzug geschaltet haben. Gut, dann habe ich eben allein mein Ding weitergemacht. Bin ich einmal in Fahrt, lasse ich mich von keinem und niemanden aufhalten. So dünn und unsichtbar ich auch bin, ich bin zielstrebig und erreiche das, was ich mir vornehme.

Ohne Unterstützung und Hilfe konnte ich meine Pläne natürlich nicht realisieren. Ich bin froh, dass ich nicht alle mit meinem Aktionismus vergrault habe. Ja, ich bin echt anstrengend, wenn ich am Machen bin. Für mich gibt es einen Anfang, aber kein Ende. Ich liebe das Erarbeiten neuer Projekte. Neue Ideen fallen wie reife Äpfel einfach in meinen Sinn. Ich kann gar nichts dafür. Das nennt man vielleicht Kreativität? Keine Ahnung, ich bin und bleibe ein Freigeist, der intellektuellen Freiraum benötigt.

Natürlich war ich auch als Privatperson in diesem Jahr unterwegs. Kleine Auszeiten mit der Familie in Italien und in unserer Region füllten meine Batterien auf. Doch nicht nur das… Meine Sehnsucht nach der weiten Welt klopfte laut an der Herzenstür. Naja, die weite Welt ist zu weit gegriffen. Die Weite liegt außerhalb örtlicher und/oder selbstgesetzten Grenzen.

Kennst du das Gefühl der Heimatlosigkeit? Dieses unstetige Gefühl trage ich seit Jahrzehnten in mir und das macht sich stets auf einer Rückreise bemerkbar. Ich fahre lieber weg, ich bin lieber unterwegs, am liebsten Richtung Küste – dort liegt das Gegenstück der Sehnsucht irgendwo im Strand. Das Zurück brauche ich im Grunde nicht. Und dennoch muss es sein.

In diesem Jahr wurde ich geschieden, habe mein Mädchenname wieder angenommen und ich bin mir ein Stück nähergekommen. Dies mag wohl an der magischen 40 liegen, die ich nun tragen darf. Im Kreise meiner Lieben hatte ich sehr schöne Momente, in denen ich mein Leben spürte. Meine Augen haben beeindruckende Bilder und Landschaften gesehen. Ich habe mich an Oliven gütlich getan. Ab und an konnte ich schreiben, wenn auch deutlich zu wenig. Aber ich habe es getan.

Immer wieder nehme ich mir vor, häufiger und regelmäßiger zu schreiben. Allein, weil ich es gut kann und es mir hilft meine Gedanken zu ordnen. Doch oftmals kommt der Alltag dazwischen. Auch die Bequemlichkeit hat eine magische Anziehungskraft. Ja, ich bin eben auch nur ein Mensch in meiner ganz eigenen Komfortzone.

In diesem Jahr bin ich über mich hinausgewachsen. Ich habe viel gelernt, ich habe mich durchgesetzt, ich habe Kontakte geknüpft und ich bin beruflich wieder unter die Menschen gegangen. Und nein, ich bin nicht schüchtern.

Privat habe ich mich verändert, bzw. der tägliche Kontakt mit Kunden hat mich verändert. Ich als introvertierte Person benötige innere Ruhe im Außen und ich genieße die sanfte Zeit deutlich mehr als sonst. Mir ist in dem Prozess bewusst geworden, dass ich mehr für meinen Kopf tun muss. Die Eintönigkeit und Grenzen des Dorfes (in dem ich wohne) machen mich verrückt. Ja, ich habe Angst frühzeitig an Demenz zu erkranken, wenn ich nicht aktiv dagegen ansteuere. Ich bin ein Teil des Ortes, gehöre aber ganz bewusst nicht dazu. Will ich etwas daran ändern? Nein, nein, nein… Diese Fremdsprache möchte ich nicht lernen, nur um dazugehören.

Nach einigen Auseinandersetzungen (mit mir selbst) habe ich beschlossen, meinen Bachlor nachzuholen. Im Januar 2023 beginnt vorrausichtlich mein Studium in Wirtschaftspsychologie. Das ist so befreiend für mein Gehirn, dass ich es kaum erwarten kann.

Mein absolutes Highlight erlebte ich vor Kurzem in Hannover. Da wurde mir bewusst, was mir fehlt und was ich möchte. Die Weichen für meinen neuen Lebensabschnitt sind gestellt. Meine Sehnsucht ist berechtigt und lässt sich nicht mehr wegdrücken. Ja, der Weg wird lang. Aber welcher Weg ist das nicht? Ich bin gern per pedes unterwegs, somit nehme ich die Herausforderungen gern an. Alles hat seine Zeit, die ein gewisses Vertrauen voraussetzt.

Ich bin nicht traurig, dass das Jahr vorbei ist. Ganz im Gegenteil… Es war ein gutes Jahr, mit vielen wertvollen Erkenntnissen und besonderen Herzensmenschen, für die ich sehr dankbar bin. Wie schnell wird gemeckert, auf hohem Niveau? Ich bin keinen Deut besser. Deshalb ist es für mich wichtig ab und an innezuhalten, um mir die schönen und bereichernden Momente bewusst zu werden. Ein liebevolles Dankeschön an alle, die bedingungslos an meiner Seite stehen und in meinem Herzen fest verankert sind.

Fakt ist, ich werde im Jahr 2023 für nichts und niemanden die zweite Geige sein. Die Zeiten sind endlich vorbei. Ich übe jetzt mit der Pauke. 🙂

Ich wünsche dir von Herzen einen lustigen Rutsch in dein individuelles neues Jahr. 🙂 Mögen sich die Dinge erfüllen, für die du brennst und die dir immer wieder aufs Neue begegnen. Sei mutig und neugierig, aber vor allem lasse dir nie einreden, etwas ist unmöglich!

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